In unser Freizeit

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Montag, 21. September 2015

Krefeld- unsere Grauzone


Am Horizont sehen wir Krefelds Umrisse. Ein wunderschöner Anblick bietet sich hier vom Hülserberg an.

Wie wir diese Stadt finden haben wir nach 25 Jahren immer noch nicht heraus gefunden.

Auch wenn die Details für uns von da oben aus nicht wirklich sichtbar sind, wissen wir als waschechte Krefelder was da unten so abgeht.

Geradezu automatisch lokalisieren wir den vertrauten und etwas furchteinflössenden Mississippidampfer. Seine abgerantzten Regenbogenfarben erinnern uns an das restliche Krefelder Stadtbild. Genauso automatisch erinnern wir uns an seine Mythen, welche der Dampfer mit sich trägt. Wir fragen uns warum dieses Mehrfamilienhaus Mississippidampfer heißt. Das ist ein Haus und es sieht auch nicht aus wie ein Dampfer. Es ist ein Betonklotz.

Unser Blick schweift weiter zum Stadtwald. Unser Stadtwald. Auch bekannt als SW. Wir nennen dieses Stück Grünfläche mal das Erlebnisviertel von Krefeld. Hier kommen Alt und Jung, Reich und Mittellos zusammen.Hier gibt es keine Klassenverhältnisse. Die Brezel kostet immer hin nur 2,50 Euro pro Stück und mit Quark und Bier sind sie für gefühlt 20 Euro dabei. Auch die Liebe kennt hier keine Grenzen. Sie findet nämlich meistens im Freien statt. Für risikobereite Draufgänger gibt es hier echte Trettboote zum Schabernack betreiben. Enten füttern kann man hier auch. Die Menschen, die in Krefeld noch Geld übrig haben oder ihre Spielsucht ausleben wollen, findet man auf der Krefelder Pferderennbahn. Neben Abi-Abschlussfeiern und Ü30 Partys ist das der Hotspot für verlorene Seelen. Werfen wir einen Blick weg vom dem Stadtwald rüber in die Krefelder Innenstadt, zieht sich das Bild der Spielsucht und der Einsamkeit weiter. Auf der Hochstraße liefern sich hier Handyladenbesitzer und Spieliotheken ein Rennen, wer kann mehr mehr Fläche einnehmen. Fragt man Nicht-Krefelder nach unserer Stadt zucken diese automatisch mit den Achseln. Manchmal ist Krefeld auch einfach nichtssagend. Aber wir alle Wissen, dass Schweigen manchmal Gold wert sein kann. Manchmal zucken Touris auch zusammen, denn für diese hat sich das trostlose Stadtbild in ihren Köpfen verfestigt. Ganz gleich ob man nun von der A57 in die Stadt reindonnert, oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und mit leichter Verspätung ankommt. Ist man erstmal ausgestiegen kann man direkt kulinarische Welten entdecken, wenn man es beschönigend ausdrücken möchte. Mit 1 Minute Fussweg vom Bahnhof erreicht man die Dönermeile und kann ein romantisches Candellight Dinner genießen. Denn Dönerläden gibt es hier wie Kaugummis auf der Straße. Sie sind einfach überall. Vorrausgesetzt man schafft die 100 Meter vom Bahnhof raus, denn VORSICHT hier herrscht latente Lebensgefahr: Krefelder Schlaglöcher sind gefährlich tief und kaum zu übersehen. Wäre Krefeld ein Mensch wären die schlechten Radwege die Krampfadern und die Schlaglöcher die Cellulite.

Wir führen schon seit 25 Jahren eine Beziehung zu dieser Stadt und geben zu: Wir lieben dich trotzdem irgendwie. Krefeld ist wie der ungeliebte Onkel, der unangebrachte Sprüche auf Familienfesten bringt. Nicht ganz der Überbringer, aber wenn es da draußen einen Hater gibt verteidigen wir die Stadt mit leibeskräften.

In der "Redaktion" ließen wir diese Erkenntnisse erstmal wirken und dachten nach. Wir bekamen ein Stück weit Sodbrennen, aber davon lassen wir uns nicht abbringen etwas Gutes zu finden. Schließlich ist Baden ohne Fußpilz im Bockumer Freizeitbad doch möglich. Da wird beim Schwimmen die Bravo Hits 92 vom Bademeister höchst persönlich aufgelegt. Das nennen wir echten Krefelder Service. Und wenn er richtig gut gelaunt ist, legt er Musik vom Krefelder Aushängeschild Andrea Berg auf. Aber Promis sucht man hier in Krefeld vergebens. Andrea Berg und Vera Intveen wohnen schon lange nicht mehr hier. Der einzige Lokalmatador und Bürgermeister der Herzen ist Penner Bubu. Ihn trifft man überall an. Hauptsächlich aber "unter der Uhr". Außenstehende wissen nicht welche Uhr gemeint ist. Die Uhr steht seit neuestem auch nicht mehr da. Sie bleibt unvergessen und das Kürzel "Udu" erfüllt immernoch seinen Sinn und Zweck. So ziehmlich jeder Krefelder kennt dieses Kürzel und es bleibt ein Krefelderinsider.Penner Bubu hält wacker die Stellung. Und dafür wird uns alle überleben. Er ist der Godfather of Gesellschaftskritischen Parolen aus Krefeld...manchmal. Die Stadt aus Samt und Seide fühlt sich ein wenig kratzig an, aber wenn man genau drüber fühlt gibt es weiche wunderschöne kultige Stellen, die man kennen sollte. Also was macht Krefeld überlebenswert? Hier ein paar ernstgemeinte Tipps von uns für euch.

1. Funkhaus Europa Partys im Schlachthof

2. Dieters Take 46. Er kennt zwar deinen Namen nicht, aber weiß was du trinken willst!

3. Der Vietnamese am Großmarkt. Jeden Samstag gibt es typische vietnamesische Leckereien

4. Jede Kegelbahn in Krefeld. Weil Kegeln geil ist.

5. Trödelmarkt am Sprödentalplatz. Einmal im Monat

6. Das Folklore Fest

7. Die Zwiebelsuppe für ca. 2,50 Euro im Limerics.

8. Die Baguetteria neben dem Vapiano

9. Das Kresch Theater Krefeld ...weil Kultur auch Mal sein muss.

... Das sind unsere Tipps. Jetzt seid ihr dran.

1 Kommentar:

  1. Hey ho, ihr habt das Lindenviertel vergessen mit den kleinen Cafes und geilen Restaurants, z.B das "Yol" oder "das kleine Cafe". Der Südbezirk ist im Allgemeinen einen Spaziergang wert. Altbauten und Asoziale - perfekte Kombi für einen gemütlichen Nachmittag :) Abends dann noch aufn Absacker in die Tannenhöhe und ab ins Bett!

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